Damit alle Kultur erleben dürfen

 

Die Initiative „Hunger auf Kunst und Kultur“ ermöglicht es auch Menschen an der Armutsgrenze, Kulturgenüsse zu erleben – und damit Teil der Gesellschaft zu sein.

 

von Christine Gnahn

 

Was braucht es, damit es einem Menschen gut geht? Neben einem Zuhause, Nahrung, Wasser und einem sozialen Gefüge sind es wohl nicht zuletzt Kunst und Kultur, die für die menschliche Seele eine Rolle spielen. An den kulturellen Veranstaltungen in einer Gesellschaft teilzuhaben – vom Konzert über den Kinofilm bis hin zum Museumsbesuch – ist da nur ein nachvollziehbarer Wunsch eines Menschen. In der Realität stellt sich dabei allerdings für viele die Kostenfrage dazwischen: Die Karten für die Veranstaltungen und Kultureinrichtungen sind für viele Geldbörserl zu teuer.

Es kann doch nicht sein, dass Menschen an der Armutsgrenze von Kunst und Kultur ausgeschlossen werden, dachten sich da die Wiener Initiatoren Airan Berg, künstlerischer Leiter des Schauspielhauses Wien, und Martin Schenk, Sozialexperte und Vorsitzender der Armutskonferenz – und gründeten 2003 die Aktion „Hunger auf Kunst und Kultur“. Die Initiative, die es seit 2006 auch in Salzburg und mittlerweile in fast ganz Österreich gibt, hat sich ein großes Ziel gesetzt: Allen Menschen in einer Gesellschaft soll es möglich sein, die vielfältigen Kultur- und Bildungseinrichtungen ihres Zuhauses zu nutzen. Um dieses Ziel zu erreichen, stellt die Organisation Menschen an und unter der Armutsgrenze den sogenannten Kulturpass aus – der kostenfrei den Eintritt in zahlreiche Kultur- und Bildungseinrichtungen ermöglicht.

„Es ist eben nicht nur Wohnen und Essen, was ein Mensch dringend braucht. Es geht um die Seele, das Gemüt und das Teilhaben an gesellschaftlichen Ereignissen“, erklärt Brigitte Buchacher. Als Mitarbeiterin der Sozialorganisation Laube organisiert sie gemeinsam mit Elisabeth Kocher von der Salzburger Armutskonferenz, Thomas Randisek vom Dachverband der Salzburger Kulturstätten und Reinhold Tritscher vom Theater ecce die Initiative „Hunger auf Kunst und Kultur“ in Salzburg. 3.500 Mensch nutzen nun den Kulturpass in Salzburg. Ihnen stehen nicht nur 200 Salzburger Kultur- und Bildungseinrichtungen zur Verfügung – sondern die in ganz Österreich.

Allerdings sei das Geld nicht die einzige Hemmschwelle für Menschen, Kunst- und Kulturveranstaltungen zu besuchen. „Gerade am Anfang haben viele Menschen eine Scheu davor gehabt, den Kulturpass zu nutzen, teilweise auch aus Scham“, sagt Buchacher. Doch je bekannter und üblicher der Kulturpass geworden sei, desto mehr trauen sich auch, diesen zu beantragen und zu nutzen. Zudem sei das Publikum bei Kulturveranstaltungen längst ein buntes geworden. „Da ist es längst nicht mehr erforderlich, ein Markenkostüm zu tragen.“

Für die Zukunft wünscht sich Buchacher einerseits, dass sich alle Salzburger Kultur- und Bildungseinrichtungen dazu entschließen, den Kulturpass als Eintrittskarte anzuerkennen – und andererseits, dass noch mehr Salzburger*innen sich trauen, den Kulturpass zu beantragen. „Es eröffnet den Zugang zu Welten der Gesellschaft, die sonst verschlossen bleiben würden. Man kann also nur profitieren.“