Willkommen in der Oase

 

Menschen, die mit psychischen Problemen kämpfen, sich aus den verschiedensten Gründen nicht im hektisch-angestrengten Alltag so vieler Leute zurecht finden, haben in Salzburg einen ruhigen Ankerpunkt: die „Oase“ in der Riedenburg.

 

von Ricky Knoll

 

Die Kaffeemaschine ist eingeschaltet, das Geschirr an seinem Platz und der Wasserkocher für Tee bereit. Kaffeehaus-Mitarbeiterin Martina hat schon alles vor dem Aufsperren hergerichtet, die Besucher:innen können kommen. Sie arbeitet seit Jahren im Kommunikationszentrum Oase mit, seit wann das ist, weiß sie schon gar nicht mehr. „Lange bin ich schon hier, und gerne“, sagt sie mit einem Lächeln und streichelt Gast-Katze Mia. „Mia gehört jemanden aus der Nachbarschaft, aber sie schaut oft und gerne bei uns vorbei, sie ist eine ganz Liebe.“ Wer sich interessiert: Apropos-Verkäuferin Luise sowie Schreibwerkstatt-Autorin Hanna sind dort ebenfalls regelmäßig anzutreffen.

Kontinuität ist ein wichtiger Faktor in der Betreuungseinrichtung des Vereins AHA – Angehörige helfen Angehörigen, finanziert vom Land Salzburg. „Wir leisten ein Angebot für psychisch kranke Menschen und helfen gegen Vereinsamung und Isolation. Dazu können sie zu uns ins Kaffeehaus kommen, um in gemütlicher, ruhiger Atmosphäre und mit Leuten, die sie kennen, zusammen sein zu können“, beschreibt Projektleiterin Hanna Dillinger den Treffpunkt. „Für viele hat sich die Oase mittlerweile zum zweiten Wohnzimmer entwickelt“, ergänzt sie.

So wie Martina, die einst auch zum Kreis der Besucher:innen gehörte, haben sich mittlerweile insgesamt sechs Leute zum Kaffeehaus-Stammpersonal entwickelt. „Sie finden hier für einige Stunden Beschäftigung, die auch bezahlt wird. Wir erfüllen damit einen arbeitstherapeutischen Auftrag, der ebenfalls zu unseren Aufgaben gehört“, erklärt die Leiterin. Die Psychologin ist seit einem Jahr in Salzburg, hat zuvor in Wien gelebt, in der Beratung für Langzeitarbeitslose und in der Betreuung von Menschen mit Behinderungen und psychisch Kranken in einer Wohnung gearbeitet. Neben ihrer aktuellen Psychotherapie-Ausbildung teilt sie sich die Oase- Arbeitsstelle mit zwei weiteren Kolleg:innen. Sie sind die Ansprechpersonen für alle Besucher:innen und sie haben ein offenes Ohr für alles, was die Leute gerade beschäftigt. „Das kann ganz unterschiedlich sein. Die Palette reicht von banalen Alltagsproblemen bis hin zu schweren Depressionen oder jemand, der suizidal ist, schildert sie.

Monatlich wird ein abwechslungsreiches Programm erstellt, zu dem die Besucher:innen einfach kommen können. Das reicht vom gemeinsamen Kochen oder Kekse backen in der Vorweihnachtszeit, Lesungen, Englisch-Kurs, Bewegungsangeboten, kreatives Gestalten, Singen, Origami-Workshop, Schreibwerkstatt bis hin zum Gruppenangebot „Nein-Sagen“. Die meisten Angebote sind kostenlos, einzig bei manchen Ausflügen wird ein kleiner Beitrag verlangt – und dazu sollte man sich auch vorher anmelden, damit das Team planen kann.

Neben den Beratungsgesprächen ist Hanna Dillinger und ihren Kolleg:innen das Angebot an den diversen Aktivitäten wichtig. „Da fällt es den Leuten einfach leichter, in Kontakt oder ins Gespräch zu kommen. Überdies geht es um’s Motivieren, selbst aktiv zu werden“, sagt sie und erzählt von einer Besucherin die unlängst von einem Ausflug nach Gut Aiderbichl derart begeistert war, dass sie beschloss, selbst einmal mit ihrer Mutter die Tiere dort zu besuchen.

Die Leute, die in die Oase kommen haben meist Psychiatrie-Erfahrung, aber auch ihre Angehörigen und Freunde sind willkommen. „Wir werden von Fachleuten oder beispielsweise der Christian-Doppler-Klink weiter empfohlen.“ Geöffnet ist die Oase täglich, außer Samstag, von 14 – 18 Uhr, einzig an Feiertagen ist geschlossen. Für zwei bis drei Wochen im Sommer sind die Mitarbeiter:innen auf Betriebsurlaub.

 

Mehr Informationen

Kommunikationszentrum OASE
Johann-Wolf-Straße 7
5020 Salzburg
Tel.: 0662 / 880490 oder 0664 / 2340112
E-Mail: oase-kom@aon.at