Wilde Tiere in der Stadt
von Schreibwerkstatt-Autorin Monika Fiedler
Vor vielen Jahren, als es in der Getreidegasse und auf dem Grünmarkt um Mitternacht schon still und niemand auf der Straße war, sahen meine Freundin und ich auf dem Nachhauseweg von der Diskothek Ratten, die in den menschenleeren Gassen umherspazierten. Eine Ratte hatte ein weiß-schwarzes Fell, eine andere ein schönes hellbraunes Fell. Besonders fiel uns aber jene Ratte auf, die auf ihrem Fell einen weißen Ring um den Hals hatte, der wie ein Halsband aussah. Wir schauten nach, woher die Ratten kamen. Sie krochen aus der Kanalisation, wo sie tagsüber schliefen. Die Tiere sahen wie Hausratten aus. Sie störten soweit niemanden, sie verschwanden ohnehin in den Morgenstunden wieder in der Kanalisation. An einem Sonntag, um acht Uhr, spazierte ich einmal gemütlich die Steingasse hinauf, als mir ein wildes Wiesel begegnete. Sonst waren keine Spaziergänger unterwegs, das Wiesel und ich waren allein in dieser Gasse. Das Tier schaute mich kurz an und rannte dann schnell weiter. Da staunte ich nicht schlecht, dass mir immer wieder wilde Tiere in der Altstadt begegneten. Damals wohnte ich nämlich in der Alpenstraße und kannte wilde Tiere wirklich nur aus dem Hellbrunner Zoo. So habe ich wilde Tiere in der Stadt kennengelernt und noch viel über die wilden Tiere auf den Salzburger Stadtbergen nachgedacht: Manche Ereignisse haben doch einen erstaunlichen Mehrwert.