Weihnachtswünsche

 

von Schreibwerkstatt-Autorin Narcista Morelli

Der Papst, ein wirklich netter Kerl, der den Frieden predigte, aber nichts damit bewirkte, hatte alle Comedians eingeladen. Comedians sind lustige Leute, doch früher waren ihre Stücke besser. Heute stellt sich ein Comedian im Straßengewand auf die Bühne und erzählt im Alleingang, was er oder sie so alles in den letzten drei Monaten erlebt hat, untermalt noch mit politischen Statements und aktuellen Vorkommnissen aus der Unterhaltungsbranche. Heute ist jeder unerfahrene Influencer schon prominent. Bei Frauen taucht immer die gleiche Frage auf: Man ist entweder zu entkleidet, zu alt oder zu fett.

Doch kommen wir zu einem etwas gnadenhafteren Thema: Weihnachten. Ein rot gekleideter Weihnachtsmann, gefolgt vom geflügelten goldenen Christkind, steht vor der Türe. Und sie bringen Geschenke. Kinder, die ihr aufgrund von Mietenwucher, Abzocke, Überteuerung, Jobverlust, Umweltzerstörung etc. keine Geschenke bekommt, seid nicht traurig! Es stehen ja noch Ostern, Geburtstag, Fronleichnam, Mariä Empfängnis und Christi Himmelfahrt vor der Tür. 

Die Zeit ist heute schnelllebiger geworden. Der Sekundenzeiger dreht sich im Turbospeed und dennoch muss man auf schwerst Ersehntes lange warten. „So wartet mit Geduld!“, sprach der Geheiligte. „Denn irgendwann erfüllen sich alle Wünsche.“ „Ich will auf den Mond fliegen“, sagte ein Kind. Zwei Jahre später bekam es eine Mondfahrtgesellschaft von Playmobil. 

Alle wünschen sich etwas. Manche bekommen es, manche nicht. 

Und ich wünsche mir: keine Schmerzen mehr, keine Krankheiten, keine Feinde! Warum haben sich diese saublöden, banalen, bescheidenen Wünsche, die weitgehend an keine materiellen Dinge gebunden sind, nicht längst erfüllt? So steht weiterhin Heilung oder Nirwana (dazwischen gibt es nichts) auf meiner Wunschliste beim Universum. Anders als die Jahre zuvor habe ich mich dieses Jahr für das Nirwana entschieden.