Viel aufzuarbeiten

 

von Luise Slamanig

 

Was mache ich, damit ich aus der Spirale, in der es mir nicht gut geht, wieder herauskomme? Ich höre in meinen Körper hinein, sorge für mich. Mit einfachen Mitteln, wie einem guten Tee, den ich genieße. In letzter Zeit hat sich in meinem privaten Familienleben sehr viel ereignet, was mir sehr zu schaffen macht. Ich habe meine Mutter sowie auch meine Schwester im März durch Todesfälle verloren. Da habe ich zurzeit viel aufzuarbeiten. Als meine Mutter mit fast neunzig Jahren verstarb, fing ich an, bei mir zu Hause auszumisten, und schaffte Ordnung in meinem Kleiderkasten. Ich putzte viel und war aber auch von einer eigenartigen Trauer befallen. Traute mir sehr wenig zu und weinte viel in der Zeit. Aber der große Hammer kam, als meine Schwester mit ihren 61 Jahren verstarb. Da hadere ich sehr mit dem ganzen Drumherum. Es tat so weh, ich muss ehrlich sagen, dass ich da vieles nicht verstehe. Ich schaue, dass ich meine Trauer so gut als möglich verarbeite, man muss es ja auch zulassen. Immer wieder steigt Zorn und Wut in mir auf, doch dann träume ich, dass es ihr in der anderen Welt besser geht. Ich wünsche es ihr so sehr, dass sie mit ihrer Art zu den Engeln gefunden hat und sie herunterschaut vom großen Himmelszelt. Sie war eine mir persönlich sehr liebe Schwester. Wir hatten  viel Gemeinsames und tauschten uns in Telefongesprächen gern aus. Es ist so brutal, wie es im Leben oft zugeht! Doch trotz alledem bewege ich mich, gehe viel spazieren, bewundere die Blütenpracht in den Gärten und freue mich, wie in der Natur alles sprießt. Auch die Kraft der Sonne genieße ich. Ich koche mir viel frisches Gemüse und sage mir: „Du musst jetzt auf dich achten und gut für dich sorgen.“ Auch habe ich meinen Balkon mit Blumen und Kräutern bepflanzt und auch das ist eine schöne Aufgabe, gut auf die Pflanzen zu schauen.

PS: Apropos Familie: Ich habe gerade ein gutes Buch gelesen, das mich sehr zum Lachen gebracht hat. Es ist sehr unterhaltsam und heißt „Mein Vater, der Vogel“ von Christian Futscher. Es geht um einen Vater, der seinem Sohn mit seinen Aktionen peinlich ist. Die Familie entspricht nicht dem gängigen Bild einer Familie, sie ist außergewöhnlich… Lesen kann süchtig machen – was aber kein Fehler ist.