Netzwerke, die Frauen tragen, stärken und weiterbringen

 

Jemanden zu kennen, der jemanden kennt hat schon oft weitergeholfen. In sogenannten Seilschaften haben sich beispielsweise Männer seit Jahrhunderten untereinander prestigeträchtige Jobs vermittelt und konnten so Schritt für Schritt die Karriereleiter nach oben klettern. Frauen war das lange Zeit verwehrt – aber sie holen auf. 

von Ricky Knoll

Seit Jahrzehnten machen sich Frauen in so bezeichneten „Serviceclubs“ vor allem im Wohltätigkeitsbereich stark. Sie tun, was Frauen immer schon getan haben, nämlich sich um andere zu kümmern und in Notlagen auszuhelfen. Sei es mit Lebensmitteln, Finanzen, Kleidung, Trost oder tatkräftig in der Bewältigung des Alltags. Meist definiert sich eine derart formal organisierte Gruppe – auf Grundlage gemeinsamer Werte und freundschaftlicher Beziehungen – damit, dass sie sich gemeinsam für das Wohl anderer einsetzt. Der Einsatz bezieht sich auf humanitäre, soziale, medizinische, kulturelle oder Bildungszwecke. 

In den vergangenen Jahren haben sich immer mehr Gruppierungen im beruflichen Konnex geformt, beispielsweise mit einem konkreten gemeinsamen Berufsfeld oder innerhalb bestehender Unternehmen. Frauen haben viel aufzuholen, denn über die Jahrhunderte hatten sie kaum Möglichkeit, sich zusammenzuschließen oder gar aktiv zu werden. Männer hingegen hatten immer ihre Zirkel, waren schon an den Universitäten in Burschenschaften, Cartellverbänden und politischen Debattierkreisen organisiert oder trafen sich in ihrem „Club“. Dort formierten sich jene berühmten „Seilschaften“, die dem Aufstieg in beruflicher und wohl auch gesellschaftlicher Hinsicht auf die Sprünge halfen. Doch die Frauen holen auf. Die nachfolgende Zusammenschau erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. 

Im beruflichen Umfeld hat sich beispielsweise schon vor 20 Jahren das Frauennetzwerk Medien in Salzburg formiert. Die Journalistinnen Romy Seidl und Claudia Lagler haben 2003 den Verein gegründet. Heute sind Tanja Gratzer und Petra Ummenberger als Präsidentinnen nach wie vor den damaligen Zielen verpflichtet: ein starkes Netzwerk für starke Frauen mit starken Kontakten zu sein. „Uns vereint das Schreiben. Bei uns sind Frauen versammelt, die als Journalistinnen, Pressesprecherinnen, PR-Frauen, Unternehmenssprecherinnen, Bloggerinnen, Autorinnen, Redakteurinnen, Pressefotografinnen oder Social-Media-Expertinnen tätig sind“, betonen sie. Mit regelmäßigen (Weiterbildungs-)Veranstaltungen sowie einem sehr erfolgreichen Mentoringprojekt arbeiten die inzwischen mehr als 200 Frauen zusammen, um sich gegenseitig zu unterstützen, Know-how zu vermitteln und zur Persönlichkeitsentwicklung beizutragen. „Wir stellen das wohlwollende Miteinander, die gegenseitige Unterstützung in den Vordergrund, nicht die Konkurrenz.“

Im beruflichen Umfeld ist auch European Women’s Management Development (EWMD) angesiedelt, das in internationalen, nationalen und regionalen Ebenen organisiert ist. EWMD Austria besteht seit 30 Jahren als branchenübergreifendes Netzwerk von und für Frauen mit Fach- und Führungskompetenzen. Die Mitglieder in Österreich und weltweit tauschen sich nicht nur über ihre Onlineplattform aus, sondern face to face in den „Chaptern“ in Graz, Linz, Salzburg und Wien. EWMD Austria Network leitet seit 1. Jänner 2024 die Salzburgerin Dagmar Köttl. „Wir sind offen für Frauen, die bereit sind, in sich, ins Netzwerk und in Frauenthemen zu investieren. Wir verfolgen eine feministische Grundhaltung, treten für Gendergerechtigkeit ein und benennen Schieflagen wie den Care Gap.“ 

Ebenfalls an die Adresse professioneller Frauen gerichtet sind BPW (Business & Professional Women). Ziel ist die Förderung von Frauen auf allen Ebenen, um die Gleichstellung der Frauen in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik voranzubringen. Der BPW-Club Salzburg ist Treffpunkt für Frauen aus allen Branchen– egal ob angestellt, selbstständig, ob sie wieder ins Berufsleben einsteigen oder sich verändern wollen. 

In den Salzburger Bezirken haben sich das Pinzgauer, Pongauer und Lungauer Frauennetzwerk gebildet. Die parteiunabhängigen Netzwerke entstanden 2003 in den Gauen, unterstützt vom Frauenreferat des Landes Salzburg. Sie bestehen aus verschiedenen Beratungs- und Bildungseinrichtungen für Frauen in der Region und organisieren auf diese Weise Unterstützungsprogramme für sie in den Bezirken.

Gerade in Gründung befindet sich das Netzwerk „Soulbusiness“ von Frauen, die als psychosoziale Beraterinnen arbeiten. „Wir kommen alle aus verschiedenen Quellberufen, haben sehr unterschiedliche Ausbildungen und sind im zweiten Bildungsweg zu unserem Beruf gekommen. Wir arbeiten zusammen, um für uns und unsere Klienten Wissen zu den Themen Persönlichkeitsentwicklung und persönliches Wohlbefinden leicht zugänglich zu machen“, sagt Eva Eder von Soulbusiness. 

„Ladies Only“, einen losen Verbund von selbstständigen Frauen, hat Kulturmanagerin Eva von Schilgen in die Wege geleitet. Einmal pro Monat treffen sich die Mitglieder, um sich im beruflichen Umfeld zu präsentieren. „Wir handhaben das sehr informell, ohne Hierarchien oder Funktionen, es geht uns um Kontaktpflege. Zu unseren Treffen können Frauen nur nach Anmeldung und Bekanntgabe ihrer beruflichen Daten kommen.“

Bereits seit 1922 gibt es die „Soroptimistinnen“, die sich von den USA aus rasch weltweit verbreitet haben. Der Club Salzburg ist jünger und mit seinen „Schwestern“ Club Salzburg Nova und Salzburg Papagena in der Österreich-Union organisiert, die wiederum unter dem Dachverband Europa-Union besteht. Der Serviceclub von Frauen für Frauen hat die gegenseitige Unterstützung, Bildungsförderung, Gleichberechtigung und finanzielle Versorgung zum Ziel und engagiert sich gegen Gewalt an Frauen.

Die „Alpha-Löwinnen“ gibt es weltweit, in Salzburg seit zwei Jahren und sie sind ein kommerziell organisiertes Netzwerk für ambitionierte Frauen, gegründet von Sarah Baumgartner. Ihr geht es um „female empowerment“, wo sich Frauen gegenseitig unterstützen und stärken, um besser zu werden.

Innerhalb von Unternehmen haben sich inzwischen ebenfalls Frauennetzwerke gegründet, wie etwa bei Porsche Informatik, um Frauen voranzubringen und sie zu bestärken, Führungspositionen anzustreben. Der Treffpunkt:Amalie ist ein Frauennetzwerk innerhalb der Raiffeisenfamilie für Mitarbeiterinnen, weibliche Führungskräfte und Eigentümervertreterinnen aus den Raiffeisengenossenschaften im Bundesland.

Mit über 100.000 Mitgliedern österreichweit sind die „Wunderweiber“ das größte Frauennetzwerk – auf digitaler Ebene, auf Facebook. Gegründet von Sonja Rosos-Weinländer zuerst in Graz, gibt es das Netzwerk inzwischen in allen Bundesländern. In Salzburg haben sich 13.000 Frauen angeschlossen. Das Ziel: sich gegenseitig zu helfen, wobei auch immer. Von der Frage nach einem Handwerker, über Empfehlungen für ein Restaurant oder eine Kosmetikbehandlung bis zum Ersatz für das verloren gegangene Kinderspielzeug. Das geballte Wissen der Frauen löst (fast) jedes Problem.