Glücksmomente in schweren Zeiten

von Apropos-Verkäufer und Schreibwerkstatt-Autor Kurt Mayer

Früher habe ich mich mit Lügen durchs Leben gekämpft. Ich war lange obdach- und arbeitslos. Damit man zu Kleingeld kommt, hat man die Leute ab und zu ein wenig anschmettern müssen. Je älter ich geworden bin, desto weniger Lügen und Märchen habe ich erzählt. Heute lautet mein Motto: Ehrlich währt am längsten. Manchmal kommt noch eine Notlüge vor, wie es halt so ist im Leben, aber sonst bleibe ich bei der Wahrheit. Meine Partnerin ist in dem Sinne ein großes Vorbild für mich. Sie ist grundehrlich und der aufrichtigste Mensch, den ich kenne. Mit ihr kann ich über alle Themen des Lebens offen reden. Das gibt mir viel Kraft, vor allem jetzt, wo es mir gesundheitlich so schlecht geht. Nach Operationen an meinen Beinen bin ich auf einen Rollstuhl angewiesen. Ich kann keine Zeitungen verkaufen und die Gespräche mit meinen Kunden fehlen mir sehr. Für mich waren die Gespräche mit den Menschen immer das Wichtigste, der Verkauf der Zeitung war eigentlich zweitrangig.

Aber obwohl es mir gerade schlecht geht, gibt es immer wieder kleine Glücksmomente, die mir Kraft geben. Zum Beispiel wenn ich zufällig eine Kundin oder einen Kunden in der Stadt treffe und wir ins Gespräch kommen. An solchen Begegnungen habe ich eine große Freude. Leider komme ich gerade nicht an meinen Verkaufsort im Europark. Ich grüße deshalb alle meine Kundinnen und Kunden auf diesem Weg ganz herzlich. Ich kämpfe mich weiterhin durchs Leben und erinnere mich an mein Motto: Wenn du glaubst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her.