Erinnerungen an meine Mutter

 

von Schreibwerkstatt-Autor und Verkäufer Edi Binder

 

Wir hatten keinen eigenen Garten, als ich klein war, aber ich erinnere mich, dass Mutter für einen Mann im Ort immer den Garten umgegraben hat. Das war schon eine schwere Arbeit damals, mit alten Spaten oder mit einer Art Mistgabel. Dafür hat sie ungefähr 20 Schilling bekommen. Damals ist man mit 20 Schilling noch weit gekommen. Eine Semmel hat 10 Groschen gekostet und ein Viertel Butter 2,50. Sie hat das in einem Nachmittag erledigt und ist dafür anständig bezahlt worden. Meine Mutter selbst kam aus einer Arbeiterfamilie in Lunz am See. Meine Großeltern hab ich aber nicht mehr kennengelernt. Die Mutter hat sich immer gefreut, wenn ich von der Saison wieder zurückgekommen bin. Ich hab ihr dann immer einen Rosenstock oder andere Blumen mitgebracht. Am liebsten hatte sie die Rosenstockerl. Die hat sie dem Hausherrn gegeben und der hat sie beim Aufgang zum Wohnhaus eingepflanzt. Mit der Zeit sind viele Stockerl zusammengekommen, rote, weiße, gelbe … Die haben auch die kalten Winter gut überstanden. Das war gar nicht so einfach, denn damals hat es ja auch noch bis zu minus 20 Grad haben können. Die andere Zeit im Jahr sind die Rosen gewachsen und haben für sie geblüht, auch wenn ich nicht zu Hause war.