El Elefante und die, die glotzen

 

von Schreibwerkstatt-Autorin Narcista Morelli

 

Gestern habe ich mir einen Elefanten gekauft. Ja, ihr habt richtig gelesen, einen Elefanten. Nein, kein Plüschtier, so einen richtigen, mit Rüssel und Tonnen-Gewicht; ein Ein-Tonner? Keine Ahnung, wie viel der wiegt … Es gab keine Abwiegestelle dafür. Ich führe meinen Elefanten zu meiner (Noch-)Hölle, aber wo abstellen? Die Leute glotzen, das Einzige, was die Menschen hier können. Sie glotzen, wenn du kriechst, wenn du krepierst, wenn du good-looking gestylt bist, wenn du gefärbte Haare hast, wenn du herumsitzt, stehst, wanderst. Sie glotzen aus den Ein-Personen-Auto-Fenstern, sie glotzen aus ihren vereinsamten, frustrierten, notdürftigen Leben. Sie glotzen aus ihrer seelenlos gewordenen Computer-Existenz, sie glotzen aus Weltangst, Verbitterung, all das Gewünschte nicht zu kriegen außer Hass, Not und Elend. Es gibt keinen Nicht-Grund, warum sie nicht glotzen. Andere Nationen schauen, blicken, lächeln, die Menschen hier glotzen – alle gleich. Haben sie Brillen auf, Hüte, Hängebäuche, Ohrringe, sie glotzen, was anderes können sie nicht. Leider habe ich keine definierbaren Gründe gefunden, diesem Volk ein anderes Zeugnis auszustellen. 

Aber zurück zu meinem Haustier. Wohin mit dem Elefanten? Ich stelle ihn im Park ab. „Schön dableiben!“ Wiesengras gibt es genug; ich fülle eimerweise Wasser. „Schön hierbleiben, Afrika ist zu weit!“ Er blickt mich hintergründig an, als wollte er sagen „Und, wohin gehst du?“. Ich gehe zurück in die (Noch-)Hölle, aber da ist kein Platz, für nichts, schon gar nicht für Elefanten. 

Als ich am frühen Vormittag wieder im Park auftauche, stehen ein paar Kinder um den Elefanten herum und glotzen. Sie fragen, wo der denn hergekommen ist. Ja, ursprünglich aus Afrika, aber ich habe ihn privat gekauft. „Aha!“ Es ist ein gemütliches, schon älteres Exemplar, ohne Stoßzähne und nicht gefährlich. Die Kinder glotzen und die Weidefläche ist abgegrast. Der Elefant muss umziehen, wir landen im Wald. Der Elefant ist begeistert. Ja, wo keine Menschen sind, da ist es schön! Mit meinem Campingzeug mache ich es mir gemütlich und passe auf, dass der Elefant nicht verloren geht. Vielleicht werden wir ja noch zum Zirkus, wo ein Elefant aus der Reihe tanzt und zum Artisten im Ruhestand wird. Und irgendwann stirbt mein Elefant als Rentner an Altersschwäche und ich bin dann höchstwahrscheinlich noch immer nicht ausgewandert (da mich das Nirwana noch nicht will). 

Gute Reise und Endzeitstimmung … aus – vorbei – endlich!