Ein Blick zurück
Über die Staatsbrücke tuckerte eine kleine Straßenbahn, während die Bahnwägen noch mit Pferden gezogen wurden. Rennfahrer führten ihre Entourage vor dem Cafe Glockenspiel vor, die Andräkirche hatte noch hohe Türme und die Bierbrauer in Kaltenhausen streikten. Im Jahr 1900 streikten sie für Lohnerhöhungen, obwohl sie mit Freibier und einer freien Wohnung relativ gut „bezahlt“ waren. Man feierte den Geburtstag des Kaisers und auf größeren Höfen arbeiteten noch an die 25 Dienstboten, die kaum Rechte hatten.
1914 war die Wirtschaftslage bestürzend. Armenhäuser gab es mit und ohne Verpflegung. 1918 fand am Mozartplatz die „Hungerdemonstration“ statt. Man kochte Kaffee aus Eicheln, baute Saurüben an und aß Maisbrot. Im Mirabellgarten baute man das Kraut an. Es gab Plünderungen und alles, was nicht niet- und nagelfest war, wurde unbezahlterweise fortgetragen. Der Krieg war längst verloren. Diejenigen, die 1914 noch in höchster Euphorie ins Kriegsgetümmel zogen und vom Volk jubelnd mit Blumenzügen verabschiedet wurden, kamen entweder gar nicht mehr oder als Krüppel und Kriegszitterer zurück.
Und wie ging es den Arbeitern? Noch 1828 suchten Tagelöhner in der Stadt um Almosen an. Die Handwerker waren durch die schwere, körperliche Arbeit meist invalid und hatten es im Alter schwer, Arbeit zu bekommen. Krankenversicherungen gab es damals noch nicht. Erst 1854 fanden sich bei Bergwerksbesitzern die sogenannten „Bruderladen“ für die Knappen vor. Das war eine Einlage als Altenversorgung. Um der Armut und der fehlenden Versorgung im Alter in der Stadt Herr zu werden, wurden um 1900 die „Vereinigten Versorgungsanstalten der Stadt Salzburg“ errichtet (heute das Seniorenwohnhaus Nonntal). Davor gab es nur eine schlechte Versorgung der Alten wie zum Beispiel im Kronhaus (städtisches Armenhaus), in das keiner freiwillig wollte.
Auch die Situation der Arbeiterinnen in der Zigarettenfabrik in Hallein um 1930 war alles andere als rosig. Es waren meist Alleinerzieherinnen, die ihre Kinder während der Arbeitszeit in die „Kinderbewahranstalt“ bringen mussten. Eine „Fabriklerin“ bekam 24 Schilling für Kurzarbeit die Woche. In den Jahren 1920-1940 betrug der Preis für ein Paar Schuhe 25-30 Schilling. Der Preis eines Anzuges betrug 120-160 Schilling.
Armut und Kriege sind Gepflogenheiten, die sich die Menschheit selbst geschaffen hat. Der Mensch ist kriegerisch veranlagt und kann nicht lernen. Die Geschichte wiederholt sich, nur eben mit moderneren Mitteln.