Bonustage

von Mattias Ainz-Feldner

Es gibt sie nur selten. Ein paar Mal im Jahr, wenn wir Glück haben. Nicht immer sind es Feiertage. Es sind eher Zwischen-den-Feiertagen-Tage. Sagen wir einmal 27. Dezember. Oder 2. Jänner. Solche Tage ungefähr. Aber auch nach Ostern kann es sie geben. Tage, an denen niemand wohin muss. Alle sind zuhause. Den ganzen Tag. Und niemand geht raus. Na ja, wenn einer zum Bäcker radelt, ist das schon okay. Oder wenn man sich mit dem Auto wo was zu essen holt. Wobei, heute muss man das ja nicht mehr selbst machen. Das mit dem Abholen. Essen spielt eine Rolle an Bonustagen, eine wichtige. Es gibt eher Reste von den Feiertagen oder Schinken-Käse-Toast. Für manche Toast Hawaii. Die Hungrigen legen ein Spiegelei obendrauf und die Allerärgsten bohren einen Zahnstocher durch den Toast, auf dem eine dieser picksüßen Cocktailkirschen aus dem Glas steckt (die haben wir aber nicht immer zuhause und die werden auch immer schlecht irgendwann zwischen den Bonustagen). Ketchup muss an Bonustagen daheim sein. Und wenn der Bonustag nicht irgendwie überraschend daherkam (was passieren kann, wenn jemand, bei dem man eingeladen war, krank wird zum Beispiel), dann sollte auch Cocktailsauce im Kühlschrank stehen. Und es gibt Ginger Ale mit Eiswürfeln. Und der Fernseher läuft. Und die Pralinen, die jemand geschenkt bekommen hat, die gehen auch dahin an Bonustagen. Wir tragen Pyjama oder anderes Bequemes. Die Dusche hat einen Tag Pause. Die Handys auch. An Bonustagen sind alle zuhause. Niemand muss wohin. Wir bleiben den ganzen Tag zusammen und schlafen ein, weil das viele Essen und Fernsehen und Nichtbewegen uns so müde gemacht hat. Bonustage sind Luxustage. Faultage. Übersäuerungstage auch. Aber mit ein bisschen Basenpulver am nächsten Tag bekommen wir das wieder in den Griff. Wir lieben Bonustage, sie sind uns die liebsten Tage im Jahr. Sie sind besser als jeder Feiertag. An Bonustagen wissen wir, dass wir Glück haben.