Angst
von Ninel Banu
Mein Name ist Ninel Banu und ich bin schon lange Apropos-Verkäufer. Ich bin fast immer alleine unterwegs, aber einen ständigen Begleiter gibt es doch. Seit ich ein Kind bin, ist auch die Angst ständig bei mir. Ich habe Angst, wenn sich jemand von hinten unbemerkt nähert, ich habe Angst, wenn mich jemand bedrohlich anschaut, ich habe Angst, wenn es dunkel wird. In Rumänien haben wir kein Wasserklo und wenn ich nachts durch den dunklen Hof ganz nach hinten zum Plumpsklo gehen muss, wecke ich meine Frau, damit sie mich begleitet.
Ich habe oft über meine Angst nachgedacht. Meine Eltern haben mich schon als Baby ins Kinderheim gegeben. Da waren Schläge als Strafe keine Seltenheit. Als Kind war ich in einigen Pflegefamilien, wo ich schwer arbeiten musste. Seit dieser Zeit bin ich auf einem Ohr fast taub. Vielleicht sind das die Gründe für meine Angst?
Ich habe vier Kinder, eine Tochter und drei Söhne. Manchmal fragen sie mich: „Vater, hast du Angst?” Dann sage ich: „Nein, wovor sollte ich Angst haben?” Dann wünsche ich mir, dass meine Söhne ohne Angst aufwachsen, groß, stark und selbstbewusst werden. Dann können sie auch mich beschützen.