Altes Wissen und neue Wege

 

Jahrelang wälzten insgesamt sechs Gemeinden im Saalachtal Pläne, die in St. Martin/Lofer gefundene Thermalquelle touristisch zu nutzen. Obwohl diese mittlerweile endgültig begraben sind, hatten die Ideen von ein paar Enthusiastinnen ein Projekt zur Folge, das mittlerweile sogar in das UNESCO-Verzeichnis des immateriellen Weltkulturerbes aufgenommen wurde: altes Heilwissen zu bergen.

 

von Ricky Knoll

 

Als eine der Säulen für das Regionalentwicklungsprojekt der Theba Saalachtal (Therme St. Martin/Lofer) war gedacht gewesen, das noch vorhandene alte Heilwissen der örtlichen Bevölkerung zu erheben. „Es ging um die Pflanzen der Region und ihre Heilwirkungen, mit denen man Anwendungen für die Gäste der Therme entwickeln wollte“, schildert Theresia Harrer. „Die Gegend bietet ideale Bedingungen, sie ist eher abgeschieden, hat zahlreiche Berge rundherum und viel gute Luft.“

Ein gutes Dutzend dieser Enthusiastinnen hat sich schließlich zusammengetan und einen Verein gegründet, dessen Obfrau Harrer ist. „Wir widmen uns der Erhaltung traditioneller europäischer Heilkunde, daher unser Name TEH. Denn unsere Vorfahren wussten sehr gut mit allerhand Krankheiten, Verletzungen und Wehwehchen umzugehen, indem sie auf die Kräfte der Natur vertrauten. Genau um dieses Wissen ging und geht es uns“, sagt sie.

Die Befragung von Einheimischen zu alten Heilmitteln und Heilanwendungen brachte eine umfangreiche Datensammlung, die anschließend in wissenschaftlicher Begleitung ausgewertet wurde. Die wichtigsten Heilmittel im Salzburger Saalachtal sind u.a. Harze, Zwiebel, Schweineschmalz, Honig, Essig, Arnika, Fichte, Ringelblume, Johanniskraut, Holler, Wasser, Heublumen, Rettich, Wegerich, Schafgarbe, Brennessel, Knoblauch, Hauswurz und Wacholder. Drei Werkstätten sind das Kernstück des TEH-Projektes. Zu den Themen „Alte Heilmittel und alte Heilweisen unserer Region“, „Unser Wasser – unser Lebensquell“ und „Saalachtaler Landschaftsküche – Saalachtaler Esskultur“ sammelten sie Ideen und Gedanken.

Seit 2008 geben die Frauen anhand dieser umfangreichen Basis Kurse und Lehrgänge, die in Kooperation mit dem Wifi Salzburg organisiert werden. Die Kurse waren von Beginn an ausgebucht und sind es bis heute. Die TEH-Angebote reichen vom Praktiker über Ernährungsberater, Frauenheilkunde und Naturapotheke, bis zur Salbenwerkstatt oder Seminaren, wie Räucherworkshops. „Inhalte sowie Vortragende kommen von uns und seit wir das alte Zollgebäude am Steinpass zur Verfügung haben, können wir die Kurse auch hier abhalten. Büros, Räume für die Produktion, Lager und ein Verkaufsraum sind optimal für uns. Wir sind sehr dankbar, dass wir das hier nützen können“, freut sie sich. Zahlreiche ehrenamtliche Stunden sind in die Adaptierung der Räume geflossen, das Ergebnis kann sich sehen lassen, verbindet traditionelle sowie moderne Elemente und spricht die zahlreichen Besucher/-innen an.

Etwa 1.000 Mitglieder umfasst der Verein mittlerweile, viele davon sind bereits seit der Gründung dabei. „Inzwischen haben wir auch um die 1.000 Ausbildungen abgeschlossen. Für uns ist das ein schöner Erfolg und beweist, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, berichtet die Obfrau. „Ausgebreitet“ haben sich die Frauen mittlerweile ebenfalls: die Ausbildungen werden auch in Niederösterreich und im Burgenland angeboten, in Kärnten gab es bereits Kurse und im bayerischen Teuschnitz, der „Arnika“-Stadt, gibt es ebenfalls laufend Kurse.

Elf Arbeitsplätze, einige davon in Teilzeit, hat der Verein mittlerweile geschaffen, insbesondere für Frauen. „Vor allem für das strukturschwache Saalachtal war uns das sehr wichtig, zumal wir sehr qualifizierte Leute hier zur Verfügung haben“, betont Harrer. Im hauseigenen Shop stehen die TEH-Produkte zum Verkauf. Sie sind streng geprüft, müssen einen Gesundheitsfördernden Effekt nachweisen, aus nachhaltigem Anbau stammen und regionale Zutaten enthalten.