
Spielerisch die Welt retten
Ein heißer Junitag kurz vor Schulschluss am Waldorf Campus Salzburg. Ich betrete die 8. Klasse Sekundarstufe, 18 Augenpaare sind gespannt auf mich gerichtet. Genauso groß ist die Neugierde meinerseits. Ich bin gekommen, um mit den Schülerinnen und Schülern über eine ganz besondere Erfahrung zu sprechen, die sie im Februar machen durften: ihre Teilnahme am renommierten World Peace Game.
Titelbericht der 8. Schulstufe der Rudolf-Steiner-Schule Salzburg
von Monika Pink
Doch kurz zur Vorgeschichte: 2024 ist Klassenlehrerin Hemma Treppo zu Besuch bei Freunden in London. Dort hört sie zum ersten Mal vom World Peace Game, einem pädagogischen Simulationsspiel: In Nationen-Teams müssen Kinder und Jugendliche geopolitische, wirtschaftliche und ökologische Herausforderungen bewältigen – immer mit dem Ziel, mit möglichst geringem militärischen Einsatz Wohlstand und Frieden für alle zu erreichen. Fasziniert von der Herangehensweise lässt sich Treppo in Erlangen zur Moderatorin für das Spiel ausbilden und taucht ein in das weltweite Netzwerk der World Peace Game Foundation. Im Februar 2025 ist es schließlich so weit: Die Klasse ist eine Woche lang Schauplatz multipler Krisen, Verhandlungen, konstruktiver und destruktiver Ideen, Frust und Freude.
In Rollen hineinwachsen
Bevor es so richtig losgehen kann, müssen einige Vorbereitungen getroffen werden: Man benötigt vier Gruppen, die jeweils ein Land symbolisieren. Natürlich braucht jedes Land eine Regierung, daher müssen wichtige Positionen aus Politik, Wirtschaft, Interessensvertretungen und internationalen Institutionen besetzt werden. Bei der Rolleneinteilung hat Spielleiterin Treppo versucht, die Stärken und Charaktere ihrer Schüler:innen bestmöglich abzubilden. Doch aller Anfang ist schwer. „Also ich war Finanzministerin und ich hasse Mathe!“, meldet sich Leana. „Das war sehr anstrengend, es war so viel und man musste alles ausrechnen.“ Anna machte als Vorsitzende der UNO folgende Erfahrung: „Es war für mich sehr schwierig, das Ganze zusammenzuhalten und herauszufiltern, was jetzt eigentlich wichtig ist.“ Anders Maxi, der Saboteur: „Ich hatte einen riesengroßen Sabotage-Plan, tagelang überlegt. Aber ich bin schnell aufgeflogen und meine Rolle wurde geändert zum Chef der Weltbank.“ Mit dieser Aufgabe war er dann sehr zufrieden: „Ich hatte unendlich Geld, ich durfte alles ausgeben – das war toll!“ Worin sich alle einig sind: Mit der Zeit wächst man in die jeweilige Rolle hinein und lernt, mit der Macht umzugehen.
Die Bretter, die die Welt bedeuten
Kaum sind die Zuständigkeiten geklärt, erhalten die Gruppen ihre Startvoraussetzungen. Ein riesiges, dreidimensionales Spielbrett mit vier Ebenen stellt die Welt dar: Je eine Ebene symbolisiert das Meer, die Erdoberfläche, den Himmel und das Weltall. Jedes Land hat unterschiedliche Ressourcen in...