Salzburg – was geht?
Was in früheren Zeiten der Dorfbrunnen oder das Wirtshaus war, um die jüngsten Neuigkeiten zu erfahren, ist heutzutage im Radio, Fernsehen, in den Zeitungen und auch in Podcasts zu erfahren. Zwei Salzburgerinnen haben sich mit diesem zeitgemäßen Format auf den Lokaljournalismus konzentriert.
von Ricky Knoll
„Salzburg – was geht?“ – so nennen Katja Ilnizki und Eva Krallinger-Gruber ihren Podcast, der jeden Freitag neu auf Sendung geht. Unter dem Motto „Worüber reden alle“ – Neudeutsch: „Talk of Town“ – nehmen sie sich die aktuellsten Entwicklungen und Entscheidungen der Lokalpolitik, aber auch Katastrophen, Kriminalfälle oder so komplizierte Materien wie das neue REK (Räumliches Entwicklungskonzept) vor.
Wir wissen doch alle, wie die Politik handeln sollte, wie sie unser Zusammenleben besser und vor allem gerechter gestalten sollte. Welches Projekt unbedingt umgesetzt gehört und welches wir garantiert nicht brauchen. Auswirkungen der von Lokalpolitiker:innen getroffenen Entscheidungen betreffen die Menschen recht direkt, mit allen Vor- und Nachteilen. Seien es Verkehrskonzepte, Fahrverbote, neue Radwege oder eine Strategie für zukünftige Bauvorhaben – immer ist irgendwo irgendjemand, der für oder gegen etwas ist.
Darüber zu berichten, ist Aufgabe des Lokaljournalismus. In Zeiten des Internets pendelt die Medienlandschaft im Spannungsfeld, einerseits Geld verdienen zu müssen, andererseits aber möglichst wenig kosten zu sollen. „Bei Zeitungen landen etwa aktuellste und vor allem exklusiv recherchierte Neuigkeiten gleich hinter der Bezahlschranke, um Abonnent:innen zu gewinnen. Kritischer und gut recherchierter Journalismus braucht jedoch gut ausgebildete Leute und kostet vor allem Geld. Aber es gibt Informationen, die für alle sofort zugänglich sein müssen“, betont die freie Journalistin Ilnizki, die überdies als Unternehmensberaterin für Medienhäuser arbeitet. Eva Krallinger-Gruber kommt aus dem Lokaljournalismus, hat vor vielen Jahren mit einer kleinen Gruppe den Online-Stadtblog „Fräulein Flora“ gegründet und ist überdies als Moderatorin gefragt.
Ansporn für die beiden, einen Podcast zu starten, war die Überzeugung, dass Lokaljournalismus enorm demokratieförderndes Potenzial aufweist. „Wenn du Nachrichten aus deiner nächsten Nähe bekommst, wirst du dich mit deiner Umgebung viel mehr identifizieren, dich dafür interessieren, was passiert oder geplant ist, und du wirst aufmerksam, falls einmal etwas aus dem Ruder läuft – bei Umweltvergehen zum Beispiel. Studien aus den USA bestätigen, dass dort, wo Leute keinen Zugang zu lokaljournalistischen Inhalten haben, die Wahlbeteiligung enorm sinkt und so Spaltung oder Radikalisierung Tür und Tor geöffnet werden“, ist Krallinger-Gruber besorgt.
Bei der Gestaltung von „Salzburg – was geht?“ nehmen sich die beiden kein Blatt vor den Mund, sind frech – „goschert“ – und reden auch mal im Dialekt. Eines lassen sie jedoch nie aus den Augen: Sie machen sich die Mühe, selbst komplizierteste Inhalte genau zu recherchieren, und versuchen, alles gut verständlich zu präsentieren. Wie eine Stammhörerin letztens bemerkte, als sie die Folge zum REK anhörte: „Jetzt habe ich das auch verstanden.“