Das Leben ist schön
von Klaus Papula
Der junge Mann, der im Stuhl vor mir sitzt und mit dem ich einen Kaffee trinke – schwarz wollen wir ihn beide und ohne Zucker, das haben wir gemeinsam –, nennt sich Bobi. Meine Fragen beantwortet er geduldig und mit freundlichem Lächeln. Es ist eine fremde Welt, in die er mich entführen wird: geografisch, sozial und wirtschaftlich, wofür ich ihm danke. Hier im Kaffeehaus, aber auch auf der Straße beim Kauf einer Apropos-Ausgabe begegnen sich verschiedene Lebensrealitäten.
Bobi gewährt mir Einblick in seine Welt: In der Nähe von Pitești, einer kleinen Stadt in Rumänien, in der, so erzählt Bobi, Dacia Autos produzierte, bis das Werk vor ein paar Jahren schloss, wohnt seine Familie im Haus der Schwiegereltern. Das Foto vom Haus, das er mir präsentiert, zeigt eine kleine Hütte, in der Bobi und seine Frau Lorena, die beiden Kinder Evelina und Raul und die Schwiegereltern auf engem Raum zusammenleben. Fließendes Wasser gebe es keines im Haus, Wasser werde aus dem Brunnen geschöpft. Das Haus sei in einem Tal gelegen, Bären würden herumstreunen und manchmal habe er Angst, dass der nahe Fluss bei Hochwasser das Haus wegschwemmt, erzählt Bobi. Das sei sein Zuhause, wenn er nicht in Salzburg die Zeitung verkaufe. Ein Freund habe ihn vor Jahren nach Österreich mitgenommen, da war die Rede von einem guten Arbeitsplatz und einem sicheren Einkommen für ihn und damit die Möglichkeit, seine Familie zu versorgen, aber die Realität, das zeigte sich schnell, war eine andere, denn eine fixe Anstellung gab es nirgends für ihn. Seit fünf Jahren ist Bobi nun Verkäufer bei Apropos, lebt immer ein paar Monate in Salzburg, verbringt den Tag auf der Straße mit dem Verkauf der Zeitung, übernachtet in der Notschlafstelle, reist wieder zurück nach Rumänien, wo er ein paar Monate bei seiner Familie verbringt, bis er wieder nach Österreich aufbricht. Die Erlebnisse beim Verkauf der Zeitung seien schön, er begegne den Menschen ruhig und höflich und so begegne man auch ihm freundlich. Der Verkauf der Zeitung biete ihm die Möglichkeit, etwas zu verdienen, und dafür möchte er sich bei Apropos bedanken. Mit dem Erlös hält Bobi seine Familie über Wasser und mehr als das: Seine Kinder, sieben und neun Jahre alt, gehen zur Schule, sie lernen, sie lesen, sie rechnen, sie werden es einmal besser haben. Ihr Leben soll ein anderes sein. Bobi weiß, wovon er spricht: Seine Kindheit war von Armut gezeichnet, weder er...